Friday, October 31, 2014

31/10/2014

Right, where were we? The Alsterhaus? Well, not anymore we’re not. For the last month, I’ve been working away at my second internship – in marketing at TOM TAILOR, a German clothing retailer. TOM TAILOR, not Tom Tailor, by the way. Don’t make that mistake. Making that mistake in the TT marketing department is less ‘beginner’s error’ and more ‘grounds for immediate dismissal’.

It isn’t, obviously. German job protection laws mean that you can get away with a hell of a lot more than failing to make the company title sufficiently shouty, for which fact I’ll remain indebted to the Bundestag forever. And that’s not all I have to thank Merkel for – she’s generously waited until the end of my contract before sounding the death knell for German internships. But perhaps more on that later. 

For now, a quick review of the plummeting TOM TAILOR Holding AG share price, and why I’m entirely responsible for it.

The red zone represents the time I've spent with the company.

01/10/2014

First day: Office is beautiful, everyone’s nice, a lot of Anglophones to fall back onto.

I call a coworker the wrong name by accident. Share price drops 51c.

06/10/2014

Settling in. Slowly figuring out my responsibilities in the department. Loving the 1.50€ all-you-can-eat lunches.

I fumble a phone connection. The caller ends up waiting over ten seconds on hold. Share price drops 9c.

08/10/2014

There’s a lunch for interns working at TT. Only four of us turn up, but it’s nice enough.

I spill coffee on the CEO’s desk. Share price drops 13c.

09/10/2014

The work comes in short, intense bursts. It’s challenging getting used to the erratic rhythm, but I like being kept on my toes.

I spill coffee on the CEO’s face. Share price drops 68c.

 10/10/2014

My boss speaks at a hundred miles an hour. Just trying to keep up is forcing me to process information faster, and communicate more efficiently.

I flood the boardroom with coffee. The directors are disgruntled. Share price drops 39c.

 13/10/2014

Starting to use the many emails I receive as a basis for learning helpful new phrases, like “bei Fragen komm gern auf mich zu”.

I incorrectly separate an inseparable verb. Share price drops 43c.

 16/10/2014

A colleague and I discuss Hanseatic culture, and changes in Northern Germany’s political patterns in recent decades.

I cycle to work instead of taking the bus, shaving ten minutes off my commute. Share price jumps 39c.

 23/10/2014

My capacity to make the fill colour of textboxes semi-transparent in PowerPoint impresses a colleague.

I top my group in a TOM TAILOR Young Talent minigolf tournament. Share price jumps 11c.

 29/10/2014

The team heads out at midday to debrief on plans for our expansion into India. We discuss Bollywood-themed teaser campaigns over pizza.

I use a Microsoft Word template to spruce up an otherwise unremarkable memo. Applause ensues. Share price jumps 40c.

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So after a classic 25%-drop-in-market-cap start I’m beginning to get my act together, and the company is reaping the rewards. Weiter so!

Saturday, October 11, 2014

11/10/2014

“Bist du farbenblind oder einfach blöd?”

Die Frage klang laut und bedrohend in meinen Ohren. Ein weiterer Beweis dafür, dass die Deutschen zutiefst begabt sind, farbige Ausdrücke leicht von der Zunge gehen zu lassen. Auch wenn das Thema monochrom ist. Ich sagte nichts, hielt die Ohren steif, und überfuhr die rote Fußgängerampel auf meinem Fahrrad.

Die Worte meines redegewandten Gesprächpartners sind mir aber geblieben. Einige Minuten suchte ich eine pfiffige Antwort, wie immer wenn ich plötzlich konfrontiert mit einer Frage oder Aussage bin, die mich ins Scheudern bringt. Ich arbeitete Retourkutsche nach Retourkutsche in meinem Kopf aus, aber ich konnte das faustische Gespenst dieses gesetzestreuen Fußgängers nicht überlisten. ‘Ja, ich bin farbenblind” schien mir auf den ersten Blick furchtbar schlau – eine kurze Überlegung reichte zu sehen, wie blöd (und deshalb ironisch) dieses Antwort gewesen wäre. Letzten Endes hat die Wahrheit mir gedämmert – er hatte Recht.

Das heißt nicht, dass ich nie mehr rote Ampeln überfahren werde. Es ist allerdings schwer, eine Position mündlich zu verteidigen, wenn es offensichtlich und zu Recht illegal ist. Das war nicht ein flegelhafter Spott seitens eines besoffenen Passant, sondern Empörung über ein Schwerverbrechen, und ich war der Schuldiger. Aber inwiefern? Diese Empörung hatte seinen Ursprung in reiner Autoritätshörigkeit, statt in einem echten moralischen Grund. Es war spät und die Straße war leer – vielleicht ist es genauso blöd gegen das Gesetz zu verstoßen wie eine Regel blind und einsichtslos anzuwenden. Weil es klar ist, dass die schwarz-weiße Handlung meines farbebegierigen Freundes an der bunteren Realität vorbeigeht. (Da habe ich endlich meine Retourkutsche!)

In einzigartiger Weise in der Welt sind Fußgängerampeln ein wichtiges Teil des nationalen Dialogs hier in Deutschland. Die Deutschen weisen oft auf die merkwürdige Entscheidung der Ostdeutschen hin, nach dem Mauerfall ihre alten Ampelmännchen zu behalten. Die östliche Ampel dient als eine Ahnung, dass die Erinnerung der Lebensordnung unter Kommunismus nie auszulöschen ist. Aber was für mich noch merkwürdiger ist, ist etwas, das aus meiner Erfahrung überall in Deutschland gilt: es gibt immer zwei rote Ampeln, und nur eine grüne. 

Das duldet keinen Widerspruch.

Getreu diesem visuellen Hinweis findet man die gehorsamste Fußgänger der Welt in Deutschland. Egal ob es keine Autos für fünfhundert Meter gibt: wenn die Ampel rot ist, geht man nicht. Oder vielmehr: wenn die Ampeln rot sind. Weil die Deutschen wissen, was noch stärker als eine rote Ampel ist, ist zwei rote Ampeln. Jedenfalls ist diese bemerkenswerte Gehorsamkeit Wasser auf Heinrich Manns “Untertan” Mühle und leichte Beute für so einen unwissenden Teilzeitsoziowissenschaftler wie mich.


Für so einen Untertan hatte ich diesen Fußgänger gehalten. Allerdings muss ich zugeben, dass ich unsicher bleibe, ob die Frage tatsächlich böse gemeint war. Die eine Person unter meinen Freunden, die teilweise farbenblind ist, ist auch deutsch – und ich habe wenige deutschen Freunde. Vielleicht ist es eine besonders häufig vorkommende Benachteiligung in diesem Land? In der Tat würde das auch die doppelte rote Ampeln erklären – die sind dann für die Millionen der Deutsche, die farbenblind sind, und wissen statt der Farben dass zwei bedeutet “halt” und eins bedeutet “geh”. Ja, jetzt bin ich überzeugt davon – die Frage wurde mit den besten Absichten gestellt, und ging nur aus seiner Neugierde hervor. Noch ein Rätsel gelöst im Land der alten Brüstungen.